Von ANF: „Blackberry Season von Haşim Aydemir kommt in die Kinos in Europa. „Zeit der Brombeeren“, oder wie der kurdische Name lautet Dema Dirîreşkan, ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Murat Türk und wurde in einem Gefängnis in der Türkei geschrieben.
Geschichte eines jungen Guerillakämpfers
In der autobiografisch gefärbten Erzählung schildert Türk das Leben des Protagonisten Şervan in den Reihen der kurdischen Guerilla. Dessen Odyssee beginnt mit einer Schussverletzung: Şervan und seine Einheit ziehen auf nächtlichem Marsch durch die Berge, als sie ein Camp türkischer Soldaten entdecken. Sie schleichen sich in die Zelte und entwenden die Gewehre. Dann aber nimmt die Gruppe eine falsche Abzweigung und gerät in einen Hinterhalt. Nach stundenlangen Kämpfen muss sie sich zurückziehen – und den schwer verwundeten Şervan unter einem Brombeerbusch zurücklassen.
Von nun an muss sich der junge Guerillakämpfer allein durchschlagen. 45 Tage lang ist er von seinen Weggefährtinnen und Freunden getrennt, durchstreift einsam die Berge. Hügel und Höhlen bieten ihm Schutz, die Bäche und Flüsse stillen seinen Durst, und die Brombeeren helfen ihm, sich der Verzweiflung zu widersetzen. Auf seinem Weg macht er immer wieder Erfahrungen mit der beeindruckenden Solidarität der Bevölkerung. In kleinen Dörfern begegnet er großen Menschen, die das Überleben der Guerilla erst möglich machen. Sie verstecken und versorgen den verwundeten Şervan, geben ihm Kleidung, Brot und Käse, überlassen ihm ein Pferd, besorgen eine Waffe – obwohl sie damit ihr Leben und die Existenz ihres Dorfes in Gefahr bringen.
Doch nicht jedem ist zu trauen: Der Staat hat längst das System der paramilitärischen Dorfschützer etabliert. Dörfer von Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich dem kurdischen Widerstand und seinen Freiwilligen verbunden fühlen, werden kurzerhand niedergebrannt. Trotzdem findet Şervan immer wieder Menschen, die ihm helfen, bis er seine Gruppe schließlich wiederfindet.
Ein Projekt von MED-Film und der Filmkommune Rojava
Der Film wurde von MED-Film in Kooperation mit der Filmkommune Rojava produziert. Gedreht wurde Blackberry Season in der Nähe von Silêmanî in Südkurdistan. Der Filmemacher Haşim Aydemir ist 1979 in einem Dorf bei Licê in Nordkurdistan geboren, das später ebenfalls vom türkischen Staat niedergebrannt wurde. Bei den Darsteller:innen handelt es sich Flüchtlinge aus Camp Mexmûr. Das Lager ist vor über zwanzig Jahren von Menschen gegründet worden, die in den 1990er Jahren aufgrund der Politik der verbrannten Erde gezwungen waren, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen.
Gala in Paris, Vorführungen in Köln und Nürnberg
Die Premiere von Blackberry Season fand im Oktober 2021 statt, auf der „Mostra de Valencía – Cinema del Mediterrani“ in Spanien. Am 21. Mai wird der Film in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln um 19 und 21.15 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig in Köln gezeigt. Zeitgleich findet eine Gala auf dem Kurdischen Kulturfestival in Paris statt. Am 26. Mai findet eine Vorführung bei den Kurdischen Kulturtagen in Nürnberg statt. Weitere Vorstellungen sind in Hamburg und Kiel geplant. Wie der Filmproduzent Serhat Hulaku gegenüber ANF erklärte, soll der Film in 150 Städten in Europa gezeigt werden.“