Mehrere hundert Demonstrant*innen beteiligten sich an der vom Feministischen Bündnis Braunschweig organisierten Demonstration zum internationalen feministischen Kampftag am 8. März. Wir hatten als Freund*innen der kurdischen Freiheitsbewegung dort, neben anderen Redner*innen, die Gelegenheit, einen Redebeitrag halten zu dürfen. Dieser ist hier nochmal in Gänze nachzulesen:
Jeden 08. März wird global deutlich, dass der Kampf um Befreiung international ist.
Denn an diesem Tag schließen sich weltweit Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binäre Personen zusammen.
Sie zeigen, dass der Widerstand gegen das kapitalistische Patriarchat überall ist, denn nur wenn wir unsere Kämpfe weltweit verbinden, können wir diesem System mit Stärke entgegenstehen.
Deswegen organisieren wir uns als Women Defend Rojava internationalistisch.
Dabei beziehen wir uns eng auf die kurdische Freiheitsbewegung und die Revolution in Kurdistan, die den Kampf für die Freiheit der Frau im Zentrum hat.
Sie organisiert sich nach den Ideen Abdullah Öcalans und
zielt auf eine gesellschaftliche Selbstverwaltung ab.
Diese Selbstverwaltung nennt sich Demokratischer Konföderalismus.
Sie wird seit 2012 in Nord- und Ostsyrien, einigen auch als
Rojava bekannt, real aufgebaut und gelebt.
Die Revolution in Rojava basiert auf den Werten der
Basisdemokratie, Ökologie und Frauenbefreiung.
Wenn wir heute am 8. März auf die Straße gehen, dann tun wir das in internationalistischer Verbundenheit mit den kämpfenden Frauen in Kurdistan und an jedem anderen Ort der Welt.
Der 8. März ist ein Tag des Widerstands, an dem wir auch unserer Verbundenheit mit der Geschichte Ausdruck verleihen wollen.
Denn unsere Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands.
Deswegen möchten wir heute besonders an die Sozialistin Clara Zetkin erinnern.
Clara Zetkin hat vor über 100 Jahren mit dem Bewusstsein, dass Frauenkämpfe in verschiedenen Teilen der Welt stattfanden, einen Tag des internationalen Kampfes vorgeschlagen.
Später dann etablierte sich der 8. März zum internationalen feministischen und Frauenkampftag.
Dieser Tag erinnert uns an unseren ständigen Kampf gegen das männliche Herrschaftssystem, das wir auch Patriarchat nennen.
Das Patriarchat baut auf der Versklavung von Frauen und allen weiteren unterdrückten Geschlechtern auf.
Deshalb ist es die größte Gefahr für dieses System, wenn sich Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binäre Personen erheben, rebellieren und von ihren Ketten befreien.
Widerständige Frauen, haben schon immer das System ins Wanken gebracht.
So ist es der feministische Kampf, den das System am meisten fürchtet und versucht mit allen Mitteln niederzuschlagen.
Wie die patriarchalen Staaten im Kampf gegen unsere Widerstande weltweit zusammenarbeiten, zeigt sich auch am Beispiel unserer internationalistischen Freundin Maria.
Durch ihre enge Verbundenheit mit der kurdischen Frauenbewegung, ihrer katalanischen Herkunft und ihrer Organisierung in Deutschland ist Maria ein Ausdruck für den Zusammenschluss internationalistischer feministischer Kämpfe weltweit.
Der deutsche Staat sah sich durch Marias Answeseheit bedroht.
Deswegen wurde sie im November letzten Jahres zur Ausreise aus
Deutschland gezwungen und ihr wurde zusätzlich ein Einreise- und Aufenthaltsverbot in Deutschland für mehr als 20 Jahre ausgesprochen.
Dieses undenkbar hohe Strafmaß ist Ausdruck der großen Angst des Systems vor dem internationalen Zusammenschluss unserer feministischen Kämpfen.
Denn diese Kämpfe sind es, die das patriarchale und kapitalistische System zu Fall bringen werden.
Die Repression und der Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung ist Ausdruck der Angst des kapitalistischen, patriarchalen Systems vor der realen Bedrohung durch die Frauenbefreiung.
Im Juni 2021 wurde die HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz in Izmir von einem türkischen Faschisten ermordet.
Gegen Ende des Jahres wurden Nûjiyan Ocalan, Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa – drei Aktivistinnen der kurdischen Jugendbewegung in Nord- und Ostsyrien – durch einen gezielten
türkischen Drohnenangriff getötet.
Die Folter und sexualisierte Gewalt in den türkischen
Hochsicherheitsgefängnissen führte zum Tod der politischen Gefangenen Garibe Gezer.
Diese Morde sind jedoch keine Einzelfälle!
Vielmehr führt der türkische Staat einen Feminizid in
Kurdistan durch, um durch die Unterdrückung und Ermordung von Frauen die gesamte Gesellschaft zu unterdrücken.
Dabei greift er gezielt die Frauenrevolution in Rojava und jede Frau an, die sich darin organisiert.
Tausende Frauen – Aktivist*innen, Politiker*innen, Journalist*innen,
Künstler*innen – sind in den türkischen Gefängnissen eingesperrt.
Die Angriffe des türkischen Staates gegen die Frauenrevolution in Rojava intensivieren sich von Tag zu Tag.
Das Patriarchat erzeugt Krieg, denn es kann nicht überleben wenn es uns nicht gegeneinander stellt.
Der Krieg in der Ukraine ist ein weiteres Beispiel dafür, wie brutal und menschenfeindlich dieses System, welches wir das kapitalistische Patriarchat nennen, ist.
Die Ukraine ist ein Ort neben vielen weiteren, wie aktuell Afghanistan und auch viele weitere, wo das sichtbar wird.
Unsere Solidarität gilt den Menschen dort.
Keinem Staat, keiner Regierung und keiner staatlichen Armee schreiben wir die Hoffnung auf Frieden zu, denn nur die Gesellschaft selbst kann zu Frieden finden.
Deshalb organisieren wir uns und zeigen, dass kein Krieg und keine Repression unseren Kampf aufhalten wird.
Mit dem Blick in die Vergangenheit und die Ausgangspunkte unserer weltweiten Kämpfe greifen wir dabei auch auf die Errungenschaften unserer Vorreiter*innen zurück.
Wenn wir unseren Feminismus nicht antikapitalistisch, antirassistisch und damit international denken, wird er immer eine leichte Beute für jeden Aggressor sein.
Es braucht eine starke Organisierung aller Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binären Menschen weltweit.
Der Weg zur Befreiung führt über unser organisiertes Handeln. Tragen wir entschlossen unsere Kraft nach außen und machen wir den 08. März zu einem Widerstandstag für Freiheit.
Bündeln wir die Kämpfe aller kämpfenden Frauen und weiteren unterdrückten Geschlechter weltweit!
Entfachen wir ein Feuer des Widerstands, dass kein Krieg, keine Repression und kein System dieser Welt mehr
aufhalten kann.
Denn gemeinsam werden wir die Welt verändern – am 8. März und an jedem anderen Tag des Jahres.
Jin Jiyan Azadi!
[Ursprüngliche Nachricht vom 02.03.2022]
Weltweit werden am 8.März wieder Millionen auf die Straße gegen patriarchale Verhältnisse auf die Straße gehen, um sich gegen schlechte Bezahlung, sexualisierte Übergrife, Vergewaltigung zu wehren und für ein befreites Leben zu kämpfen. Auch in Braunschweig wird es hierzu eine Demonstration geben. Im folgenden teilen wir hier den Aufruf zur Demonstration des Feministischen Bündnisses Braunschweig, dem wir uns anschließen:
„Das Sofa ist politisch!
Unter dem Motto das „Sofa ist politisch“ gehen wir dieses Jahr zusammen auf die Straße, um für eine gerechtere und feministischere Zukunft zu kämpfen. Am 8. März rufen wir ab 12 Uhr zu einem symbolischen Sitzstreik auf dem Kohlmarkt auf. Kommt dazu und tretet mit uns in den Austausch zu feministischen Perspektiven. Einzelne Gruppen gestalten ein Programm und gemeinsam gehen wir unter anderem den Fragen aus unserem Demoaufruf nach:
Wer räumt das Sofa auf?
Wer ist sicher auf dem Sofa?
Wer hat überhaupt ein Sofa?
Um 17 Uhr startet die FLINTA* Demo für Frauen, Lesben, Inter*, Nicht-Binäre, Trans* und Agender- Personen auf dem Kohlmarkt. Der Demozug macht eine Zwischenkundgebung auf dem Hagenmarkt. Ab hier sind alle solidarischen Personen, eingeladen an der Demo teilzunehmen. Der Demozug endet wieder am Kohlmarkt. Auch rund um den 8. März haben wir ein Rahmenprogramm gestaltet. Ihr findet alle Termine im Veranstaltungskalender oder hier zum Runterladen. Schaut außerdem beim 8. März Bündnis vorbei, die ebenfalls ein tolles Programm haben.